Mit der «Perspektive BAHN 2050» setzt der Bund beim Bahnausbau einen Schwerpunkt in den Agglomerationen. Dort besteht das grösste Verlagerungspotenzial. Auf längeren Strecken soll die Bahn dort ausgebaut werden, wo sie gegenüber dem Strassen- und dem Flugverkehr noch nicht konkurrenzfähig ist. Im Güterverkehr soll der Zugang zur Bahn mit neuen Umschlags- und City-Logistik-Anlagen weiter verbessert werden.
Ausgehend von einer Vision und sechs Zielsetzungen definiert die Perspektive BAHN 2050 die Stossrichtung für den weiteren Ausbau der Bahn. Die Vision ist es, die Stärken der Bahn effizient zu nutzen und durch die Erhöhung des Bahnanteils am Personen- und am Güterverkehr einen Beitrag zum Klimaziel 2050 zu leisten. Zudem sollen der Lebensraum und Wirtschaftsstandort Schweiz gestärkt und die Entwicklung der Bahn auf die Zielsetzungen der Raumentwicklung abgestimmt werden.
Stossrichtungen von BAHN 2050
Der Fokus der Stossrichtung liegt auf dem Ausbau der Bahn auf kurzen und mittleren Distanzen. So lässt sich der grösste Beitrag zur Erhöhung des Bahnanteils am Gesamtverkehr realisieren. Der nationale und internationale Verkehr über längere Distanzen soll dort ausgebaut werden, wo die Bahn gegenüber dem Strassen- und Flugverkehr noch nicht wettbewerbsfähig ist. Im Güterverkehr liegt der Fokus auf dem Zugang zur Bahn über Umschlagsplattformen und City-Logistik-Anlagen.
Die intensivere Nutzung des bestehenden Netzes hat in Zukunft Vorrang vor weiteren Infrastrukturausbauten. Die Potenziale der technologischen Entwicklung sind auszuschöpfen. Wo aufgrund der angestrebten Verkehrsverlagerung Engpässe absehbar sind, sollen die Kapazitäten sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr ausgebaut werden.
Ausgangslage und Rahmenbedingungen
Gute und leistungsfähige Infrastrukturen haben für die Schweiz eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung und sind zentral für den Wohlstand des Landes. Eine moderne, leistungsfähige Eisenbahninfrastruktur ermöglicht zusammen mit den anderen Verkehrsträgern ein attraktives Mobilitätsangebot und die wirtschaftliche Beförderung von Gütern. Die technologischen Entwicklungen und die Digitalisierung bieten dazu grosse Potentiale. Vor diesem Hintergrund soll die Perspektive BAHN 2050 dazu beitragen, die Schweiz als Lebens- und Wirtschaftsstandort langfristig zu stärken.
Rahmenbedingungen der Weiterentwicklung
Zunahme der Mobilität: Die Verkehrsperspektiven des Bundes prognostizieren bis 2050 ein Wachstum des Verkehrs um rund 11 Prozent beim Personen- und rund 31 Prozent beim Güterverkehr. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehr (Modalsplit) wird gemäss den Verkehrsperspektiven um 3 Prozentpunkte auf 24 Prozent steigen – dies im Wesentlichen dank dem Ausbau der Bahn mit den bereits beschlossenen Ausbauschritten 2025 und 2035.
Klimastrategie: Die Schweiz verfolgt das Ziel, bis 2050 unter dem Strich keine Treibhausgase mehr auszustossen. Derzeit ist der Verkehr für 32 Prozent der Emissionen verantwortlich. Dabei macht der Anteil des Strassenverkehrs rund 98 Prozent aus. Auf die Bahn entfallen – vor allem dank der mehrheitlichen Elektrifizierung – nur ca. 0,3 Prozent der direkten Emissionen. Sie trägt damit bereits viel zur Erreichung der Klimaziele bei. Der Bundesrat will im Rahmen seiner Klimastrategie einen Teil des Strassenverkehrs auf den öV bzw. die Bahn verlagern.
Raumplanung: Die Verkehrsentwicklung und die Raumentwicklung sollen verstärkt aufeinander abgestimmt werden. Das Zielbild «Mobilität und Raum 2050» des Sachplans Verkehr zeigt hierfür den Rahmen auf. Der Sachplan Verkehr, Teil Programm, enthält die zentralen, strategischen Zielsetzungen für die Abstimmung von Raum und Verkehr, das Zielbild sowie Entwicklungsstrategien und Handlungsgrundsätze. Er legt Ziele, Grundsätze und Prioritäten des Bundes für die Verkehrserschliessung unterschiedlicher Raum- und Verbindungstypen fest und sichert die Koordination der verkehrsträgerbezogenen Massnahmen untereinander und mit der Raumentwicklung.
Vision, Ziele, Stossrichtung
Ausgehend von einer Vision und sechs Zielsetzungen definiert die Perspektive BAHN 2050 die Stossrichtung für den weiteren Ausbau der Eisenbahn in der Schweiz.
Die Vision der Perspektive BAHN 2050 leitet sich aus den für die Bahn relevanten Bundesstrategien ab. Sie lautet folgendermassen:
«Die Bahn leistet dank effizienter Nutzung ihrer Stärken einen grossen Beitrag zum Klimaziel 2050 und stärkt den Lebens- und Wirtschaftsstandort Schweiz».
Sechs Zielsetzungen
- Die Bahnentwicklung ist mit den Zielsetzungen der Raumentwicklung abgestimmt.
- Das Bahnangebot ist Teil der Gesamtmobilität. Es ist flexibel und optimal mit den anderen Verkehrsangeboten und -trägern vernetzt.
- Der Bahnanteil am Modalsplit im Personen- und Güterverkehr erhöht sich merklich.
- Der Bahnbetrieb ist klimaneutral und neue Bahninfrastrukturen sind boden- und ressourcenschonend gestaltet sowie gut in Landschaft und Siedlung integriert.
- Der Bahnbetrieb ist sicher, pünktlich, zuverlässig und flexibel.
- Effizienzgewinne durch Automatisierung und neue Technologien werden konsequent genutzt.
Drei Stossrichtungen: Grösstes Potential auf kurzen und mittleren Distanzen
Für die weitere Entwicklung der Bahn sind auf Basis dieser Ziele drei Stossrichtungen untersucht worden: «Weiterentwicklung auf kurzen Distanzen», «Weiterentwicklung auf kurzen und mittleren Distanzen», «Weiterentwicklung auf kurzen, mittleren und langen Distanzen».
Als Variante mit dem grössten Potenzial für einen namhaften Beitrag zur Verkehrsverlagerung bzw. zum Klimaziel erwies sich die Stossrichtung «Weiterentwicklung der Bahn auf kurzen und mittleren Distanzen».
Attraktivere Angebote der Bahn und des öV können alleine die notwendige Verlagerung nicht auslösen, um das Klimaziel zu erreichen. Dafür sind zusätzliche Massnahmen und Regulierungen in anderen Bereichen notwendig, wie z. B. Beeinflussung und Steuerung der Verkehrsnachfrage oder eine intensivere Abstimmung zwischen Raum- und Verkehrsplanung.
Künftige Angebotsentwicklung
Im Fokus der Perspektive BAHN 2050 sieht die Weiterentwicklung der Bahn auf kurzen und mittleren Distanzen. Das grösste Potenzial der Schiene im Personenverkehr liegt innerhalb der Agglomerationskerne und der Agglomerationsgürtel sowie bei Verbindungen zwischen regionalen und ländlichen Zentren und den Agglomerationen.
Der Fernverkehr soll dort ausgebaut werden, wo die Bahn gegenüber der Strasse in Bezug auf die Reisezeit noch nicht wettbewerbsfähig ist. In solchen Fällen können Fahrzeitverkürzungen angestrebt werden.
Im internationalen Personenverkehr sind gezielte Fahrzeitverkürzungen vorzusehen. Zusammen mit häufigeren und gut vernetzten Verkehrsangeboten wird damit die Attraktivität der Bahn gegenüber dem Flugverkehr gestärkt.
Angebotsentwicklung im Personenverkehr
- Stärkung des S-Bahn-Verkehrs
- Neue Durchmesser- und Tangentiallinien in Agglomerationen
- Ausbau der Vorortsbahnhöfe mit vermehrt Bedienung durch IR- und RE-Züge
- Anbindung von kleineren und mittelgrossen Städten an die grossen Agglomerationen
- Ausbau von Bahnhöfen zu Verkehrsdrehscheiben mit Umsteigemöglichkeiten zu anderen Verkehrsmitteln und Koordination mit dem Fuss- und Veloverkehr (inkl. Förderung entsprechender verkehrsmittelübergreifender Angebote)
- Förderung neuer Mobilitätsformen (Sharing, Pooling)
- Gezielte Fahrzeitverkürzungen im Fernverkehr, wo die Bahn gegenüber der Strasse in Bezug auf die Reisezeit noch nicht wettbewerbsfähig ist
- Im internationalen Personenverkehr häufigere und gut vernetzte Verkehrsangebote sowie gezielte Fahrzeitverkürzungen
Angebotsentwicklung im Güterverkehr
Im Binnengüterverkehr ist primär der Zugang zur Bahn entlang der Ost-West- und Nord-Süd-Korridore durch zusätzliche intermodale Umschlagsplattformen zu verbessern. Diese dienen sowohl dem Einzelwagenladungs- als auch dem kombinierten Verkehr. Weiter ermöglichen zusätzliche City-Logistik-Anlagen die bessere Erschliessung grösserer und mittlerer Agglomerationen. Für diese Anlagen sind die benötigten Flächen zu suchen und die Erreichbarkeit sicherzustellen. Die Trassen im Binnengüterverkehr sind zu sichern und flexibel nutzbar zu machen.
Im alpenquerenden Güterverkehr reichen die vorhandenen Kapazitäten aus, um das gesetzlich vorgesehene Verlagerungsziel zu erreichen. Die Vernetzung mit dem Binnenverkehr verbessert sich dank den zusätzlichen intermodalen Umschlagsplattformen. So können die Aussenhandelsströme frühzeitig aufgenommen werden.
Räumliche Konkretisierung
Im Planungsprozess STEP Schieneninfrastruktur dient die Perspektive BAHN 2050 und deren räumliche Konkretisierung den Planungspartnern als Grundlage, um Angebotsziele zu formulieren, als Bezugsrahmen bei der Eignungsprüfung der einzureichenden Angebotsziele sowie als Kriterium im Bewertungs- und Auswahlprozess der Ausbaumassnahmen.
Die räumliche Konkretisierung der Perspektive BAHN 2050 ist noch kein Angebotskonzept mit Aussagen zum Liniennetz, zu Taktdichten oder zu Fahrplänen. Ihr kommt die Funktion einer Planungshilfe im Planungsprozess STEP zu, welche die Ausrichtung der Angebotsziele im Sinne der Vision und der Ziele der Langfriststrategie sicherstellt.