Fortschritte bei der Suche nach einer Glyphosat-Alternative

Für einen sicheren Bahnbetrieb muss die Vegetation im Gleisbereich unter Kontrolle gehalten werden. Damit dies auch ohne das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat gelingt, unterstützt des BAV innovative Forschungsprojekte. Eine neue Studie zeigt, dass andere, weniger kritische Herbizide eine von mehreren Alternativen sein könnten.

Unkraut im Gleisbereich mit Beinen eines SBB-Mitarbeiters
Bei der chemischen Vegetationskontrolle sind Alternativen zu Glyphosat in Erprobung.
© BAFU

Bahnanlagen müssen jederzeit in einem sicheren Zustand sein. Deshalb werden Pflanzen und Büsche beseitigt, die die Stabilität der Fahrbahn, die Sicht auf die Signale, die Sicherheit der Wartungsteams und die Erreichbarkeit der Fluchtwege beeinträchtigen.

Für die Vegetationsregulierung wird eine Kombination verschiedener Methoden eingesetzt. Ziel ist es, neben den Anforderungen an die Sicherheit auch den ökologischen Aspekten Rechnung zu tragen. Aus diesem Grund werden chemische Pflanzenschutzmittel nur dann angewendet, wenn bauliche Massnahmen und mechanische Methoden nicht ausreichen oder unverhältnismässig hohe Kosten verursachen.

In der Schweiz sind zur Vegetationskontrolle im Gleisbereich derzeit einzig Herbizide auf der Basis von Glyphosat zugelassen. Die Bahnunternehmen müssen bei ihrer Anwendung strenge Vorschriften einhalten (s. ChemRRV und Richtlinie BAV). Deshalb nimmt die von den Bahnen ausgebrachte Glyphosat-Menge in der Schweiz seit über zwanzig Jahren kontinuierlich ab. Diese positive Entwicklung lässt sich hauptsächlich mit den Fortschritten erklären, die beim Ausbringen und dem Bau der Bahninfrastruktur erreicht wurden.

Alternative Methoden und Produkte

Die Bahnunternehmen sind darauf bedacht, bei der Vegetationskontrolle innovative Ansätze zu entwickeln. Das BAV unterstützt sie: Über den Bahninfrastrukturfonds (BIF) fördert es derzeit drei Forschungsprojekte mit einem Betrag von über 620 000 Franken.

Ein Forschungsprojekt soll den Einsatz von heissem Wasser zur Unkrautbekämpfung auf den Gleisen untersuchen. Ein weiteres Vorhaben geht der Frage nach, inwiefern die Begrünung mit bestimmten Pflanzen toleriert werden kann, ohne dass die Betriebssicherheit gefährdet wird.

Das dritte Projekt untersucht die Anwendung von glyphosatfreien Planzenschutzmitteln. Die kürzlich von Agroscope veröffentlichten  Studienresultate deuten darauf hin, dass zwei alternative Herbizide auf Bahntrassees angewendet werden können, ohne das Grundwasser zu gefährden. Derzeit laufen weitergehende Versuche.

Weiterführung der Versuche

Die ersten Resultate der Forschungsarbeiten sind ermutigend. Die Schlussberichte sollen bis 2023 vorliegen. Danach kann entschieden werden, ob eine oder mehrere der derzeit geprüften Alternativen umgesetzt werden.

Dank der Unterstützung des BAV können das Agroscope und die Bahnen in einem abgestimmten Vorgehen neue Lösungen entwickeln. Die Vegetationskontrolle im Gleisbereich wird in Zukunft auf eine breitere Palette von Massnahmen abstützen. Die Kombination verschiedener Massnahmen wird dazu führen, dass künftig noch weniger Herbizide eingesetzt werden müssen.

Studie Agroscope: Degradation and sorption of the herbicides 2,4- D and quizalofop-P-ethyl and their metabolites in soils from railway tracks

 

BAV-News Nr. 86 Februar 2021

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