Aus der Krise das Gute mitnehmen

Die Folgen der Corona-Krise werden uns noch länger beschäftigen. Die Epidemie hat nicht nur gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden hinterlassen, sondern in einigen Bereichen auch Türen aufgestossen für eine bessere Zukunft – nicht zuletzt im Bereich Mobilität und Verkehr.

Editorial Fü
© Béatrice Devènes

Die Corona-Krise steckt uns noch allen in den Knochen und die wirtschaftlichen Folgen werden sich noch lange zeigen. Mit den Lockerungsentscheiden des Bundesrates kehrt das normale Leben schrittweise zurück, der öV hat seinen Betrieb wieder aufgenommen und die Kundinnen und Kunden kommen langsam zurück.

Welche Spuren der Corona-Virus langfristig hinterlassen wird, bleibt in den nächsten Wochen und Monaten zu prüfen. Der Lockdown hat neben hohen wirtschaftlichen Einschränkungen auch gezeigt, dass einiges möglich ist, das wir uns nicht vorstellen konnten.

Zuerst: Es geht auch mit weniger Verkehr! Freizeit lässt sich auch lokal geniessen. Irgendwann wird das Fernweh jedoch grösser und der Freizeitverkehr wird an Bedeutung gewinnen. In einem ersten Schritt sicher national, bald auch wieder international. Ob wir wieder zurück wollen zu Flugreisen zu Spottpreisen in alle Welt, sollten wir uns jetzt überlegen.

Die Züge kommen so sauber daher, wie schon lange nicht mehr. Die WCs sind sauber und funktionieren. Der Zusatzaufwand für das Reinigen sollte nicht von der Zahl der Corona-Infizierten abhängen, sondern von den Erwartungen der Kundinnen und Kunden. Diese wollten schon immer saubere Fahrzeuge.

Was nicht mehr wegzudiskutieren ist: Home-Office funktioniert. Dies dürfte längerfristig Auswirkungen auf das Verkehrsverhalten haben. Eine Abschwächung der Spitzenbelastung im öV ist sehr willkommen. Dies gelingt jedoch nur, wenn sich Home-Office über die ganze Woche verteilt und die gewonnene Zeit nicht mit mehr Mobilität fürs Einkaufen oder für die Freizeit kompensiert wird.

Eine Realität ist auch die Digitalisierung. GAs können nun elektronisch hinterlegt werden und die Busse verkehrten wochenlang ohne den aufwändigen Verkauf von Tickets im Fahrzeug. Solche Chancen sind zu nutzen und sollen nachhaltig bleiben.

Wir sind noch nicht am Ende Corona-Krise angekommen. Es kommt jedoch die Zeit, in der wir die Auswirkungen gut analysieren müssen. Nehmen wir das Gute aus der Krise mit. Die Normalität kommt zurück, aber es wird und soll eine neue Normalität sein.

 

Dr. Peter Füglistaler

Direktor Bundesamt für Verkehr

 

BAV-News Nr. 80 Juni 2020

 
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