Ein Jahr im Zeichen des Bahnausbaus

Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels hat die Schweiz ihren Ruf als Bahnnation ein weiteres Mal bekräftigt. Der 57 Kilometer lange Tunnel ist ein markantes Element der seit über 25 Jahren verfolgten Politik, den Schienenverkehr zu fördern und den Güterverkehr zu verlagern. Mit der Umsetzung der Ausbauprojekte ZEB und Ausbauschritt 2025 sowie der Planung des Ausbauschrittes 2030/35 wird die Zukunft des öffentlichen Verkehrs weiter aktiv gestaltet in einer Zeit, in welcher sich neue Entwicklungen im Mobilitätsmarkt abzeichnen.

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Die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels als längster Eisenbahntunnel der Welt hat das Jahr 2016 geprägt. 24 Jahre nach der Zustimmung durch das Volk und nach 17 Jahren Bauzeit geht ein Werk in Betrieb, das einen weiteren Höhepunkt der Schweizer Bahngeschichte darstellt. Es ist Ausdruck der schweizerischen Verlagerungspolitik, welche zum Ziel hat, den alpenquerenden Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern. Der Gotthard-Basistunnels ist nicht allein ein technisches Wunderwerk. Er ist ein zentrales Element einer Politik, welche seit einigen Jahren deutliche Wirkung zeigt. Die Zahl der alpenquerenden Lastwagenfahrten geht kontinuierlich zurück und dürfte unter die Grenze von 1 Mio. Fahrten pro Jahr sinken. Der Schienengüterverkehr gewinnt jährlich an Marktanteilen. Im Personenverkehr werden von Jahr zu Jahr neue Rekordwerte erzielt und ab Ende 2016 wird das Tessin schneller und häufiger erreichbar. Mit der Fertigstellung des Ceneri-Basistunnels und des 4-Meter-Korridors bis ins Jahr 2020 wird die leistungsfähige Flachbahn durch die Alpen und die S-Bahn Tessin Realität. Die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels strahlt über die Schweizer Grenzen hinaus. Italien und Deutschland haben die Bedeutung der neuen Gotthardbahn erkannt und investieren ihrerseits in den Ausbau des Korridors. Wir sind noch nicht am Ziel, aber auf gutem Weg.

Die Prognosen sagen einen weiteren starken Anstieg des Verkehrsaufkommens bis 2040 voraus. Im langen Schatten der Gottharderöffnung ging der Ausbau mit den beiden Programmen Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur (ZEB) und Ausbauschritt 2025 fast vergessen. Mit einem Volumen von rund 12 Mia. Franken sind diese Ausbauten mit der Realisierung des Gotthard-Basistunnels vergleichbar. Sie führen landesweit zu einer weiteren, deutlichen Leistungserhöhung. Bereits laufen die Planungsarbeiten für den Ausbauschritt 2030/35, welcher weitere Verbesserungen und Leistungssteigerungen des öV-Angebots ermöglichen und Investitionen zwischen 7 und 12 Mia. Franken auslösen soll.

2016 wurde viel von neuer Mobilität gesprochen. Selbstfahrende Postautos, neue Apps und Fernbusse werden als Zeichen für einen grundsätzlichen Wandel gesehen, der sich erst schemenhaft abzeichnet. Der öV soll davon in Frage gestellt werden - oder im Gegenteil überproportional profitieren. Wir werden die Entwicklung genau beobachten und bei Bedarf den Ausbau des öV den sich ändernden Rahmenbedingungen anpassen.

Nehmen wir aus dem Jahr 2016 den positiven NEAT-Geist mit in die Zukunft. Das Wagnis, 1992 den Bau der NEAT zu bewilligen, hat sich trotz aller zwischenzeitlichen Schwierigkeiten gelohnt. Das Jahrhundertwerk steht zur richtigen Zeit bereit, um den wachsenden Verkehr aufzunehmen.

Dr. Peter Füglistaler
Direktor BAV


BAV-News Nr. 46 Dezember 2016

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