Wie eine Studie aus dem letzten Winter zeigt, kann mit einer Absenkung der Raumtemperatur um 1 – 3 Grad der Energieverbrauch des Schienen- und Trolleybusverkehrs um bis zu 2% oder 38 GWh pro Jahr reduziert werden. Die Befragung der Fahrgäste im Rahmen einer weiteren Studie verschiedener Transportunternehmen und der HSLU zeigt, dass sich die Zufriedenheit deswegen nicht ändert – sie bleibt weiterhin sehr hoch. Der Verband öffentlicher Verkehr empfiehlt den Unternehmen auf dieser Basis, eine dauerhafte Absenkung der Raumtemperatur zu prüfen.
Im letzten Winter haben die öV-Unternehmen aufgrund der Strommangellage beschlossen, temporär die Innenraumtemperaturen zu senken. Unter der Leitung der SBB und unterstützt von der HSLU beteiligten sich BVB, RBS, SOB, tl, thurbo, BVB und zb an einer Befragung bei ihren Fahrgästen. Diese wollte in Erfahrung bringen, ob die Fahrgäste die Temperatur als zu kalt, zu warm oder angenehm empfanden. Insgesamt wurden an 107 Befragungstagen von Ende Januar 2023 bis Anfang März 2023 rund 29'400 Fahrgäste befragt, dabei wurden rund 13'200 Antworten in Fernverkehrszügen, 14'800 im Regionalverkehr und gut 1'400 im Ortsverkehr gewonnen. Während der Befragung wurde in den Fahrzeugen die tatsächliche Raumlufttemperatur mit Datenloggern erfasst.
Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen der Fahrtdauer und der als angenehm empfundenen Temperatur: bei längeren Fahrten (Fernverkehr) liegt sie bei 20 – 22°C, bei Fahrten bis 20 Minuten (Regionalverkehr) bei 18 – 20°C. Bei einer Aufenthaltsdauer der Fahrgäste unter 10 Minuten (Ortsverkehr) ist die Zufriedenheit auch bei 16°C bis 17°C weiterhin hoch. Daraus schliessen die Autoren, dass eine Solltemperatur von 21°C, 19°C bzw. 16°C im Fern-, Regional- bzw. Ortsverkehr möglich ist, ohne dass die Zufriedenheit der Fahrgäste beeinträchtigt wird. Dies entspricht einer Absenkung um 1 – 3°C gegenüber den heute üblichen Sollwerten.
So einfach die Massnahme klingen mag, die Umsetzung hat dennoch ihre Tücken. So benötigt eine dauerhafte Wirkung die Änderung der Temperatur-Sollwertkurve: Bei neueren Fahrzeugen kann diese in der Werkstatt umprogrammiert werden, bei älteren Fahrzeugen muss der Hersteller die Software modifizieren, testen und zulassen. Die Autorinnen und Autoren empfehlen eine Absenkung der Temperatur auf jeden Fall zu prüfen und wo möglich umzusetzen. Dabei sollen nebst der Fahrzeit auch die individuellen Eigenschaften der Fahrzeuge berücksichtigt werden, da beispielsweise die Oberflächentemperatur der Wände und die Luftbewegungen das Temperaturempfinden beeinflussen. Ausserdem raten sie, die Massnahmen mit Befragungen zu begleiten, um bei Bedarf nachjustieren zu können.
Übrigens hat der Vorstand VöV hat an seiner Sitzung vom 8. September den Bericht zur Kenntnis genommen. Er empfiehlt den Transportunternehmen zu prüfen, inwieweit die Temperatur zur Energieeinsparung dauerhaft mittels Änderung der Fahrzeugsoftware abgesenkt werden kann.