Der erste Elektrobus in Chur fährt tangential

Die Stadt Chur will ihren Busbetrieb schrittweise von «nur fossil» auf «Netto-Null» umstellen. Es ist ein Weg, auf dem noch viele Fragen zu klären sind. Elektrobusse und Ladeinfrastruktur sollen deshalb in Etappen beschafft werden. Die erste Praxiserfahrung gibt es Ende 2026 auf einer Tangentiallinie.

Wer in Chur mit dem Bus ins Zentrum will, muss sich nicht gross orientieren. Auf allen Linien kommt man irgendwann am Hauptbahnhof vorbei. Eine zusätzliche tangentiale Verbindung vom Kantonsspital ins Sport- und Einkaufsquartier Chur West ist im Bündner Hauptort schon lange ein Bedürfnis. Die Kosten für bauliche Anpassungen und Betrieb verzögerten jedoch die Einführung. Jetzt aber soll die Tangentiallinie kommen – mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2026 und mit den ersten zwei Elektrobussen in der Stadt Chur. Im April 2023 verabschiedete der Stadtrat den «Masterplan Energie und Klima Stadt Chur». Dieser enthält ein klares Ziel: «Die Bus und Service AG betreibt den Busbetrieb (Churer Streckennetz) im Jahr 2040 CO2-neutral und erneuerbar.» Gemäss diesem Ziel sollen «spätestens per 2028 nur noch Busse mit erneuerbaren Antriebssystemen beschafft werden». Dies bedeutet auch die «Bereitstellung elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen und entsprechender Ladeinfrastruktur».

Aktuell hat die «Bus und Service AG» (Chur Bus) 32 Standard- und Gelenkbusse im Einsatz, davon sind 14 Hybrid (mit Elektro- und Verbrennungsantrieb), die übrigen mit reinem Dieselantrieb. Die Umstellung ist eine grosse Herausforderung. So kann das Laden aller Busse im Depot zu Versorgungsspitzen und hoher Wärmeabstrahlung bei der Ladeinfrastruktur führen. Zudem haben die Busse auf den langen Linien einen hohen Energiebedarf und brauchen deshalb Batterien mit grosser Kapazität oder eine Zwischenladung. Obwohl vor allem die einmalige «Depotladung» in der Nacht im Vordergrund steht, will sich die Projektleitung möglichen Entwicklungen nicht verschliessen. Deshalb wird auch ein dynamisches Laden während der Fahrt geprüft. Zudem muss sichergestellt sein, dass bei Netzunterbrüchen eine Notstromversorgung zur Verfügung steht.

Bei der Umstellung auf erneuerbaren Antrieb will Chur Bus die offenen Fragen schritt- und phasenweise beantworten. Die Busbetriebe wollen die raschen technischen Fortschritte bei Bussen, Batterien oder Infrastrukturen aufmerksam verfolgen und nur Produkte kaufen, die verlässlich funktionieren. Die neue Tangentialline auf Ende 2026 ist ein erstes Ziel. Bis spätestens im Sommer 2025 müssen deshalb alle Konzepte und Strategien für die Beschaffung oder für das Aufladen der Batterien erarbeitet werden. Das Projekt sieht dabei eine modulare und skalierbare Ladeinfrastruktur im Hinblick auf eine phasenweise Beschaffung der Elektrobusse vor. Im Rahmen des ESöV 2050 Programmes wird die Ausarbeitung der Konzepte sowie die Erstellung eines Leitfadens zur Auslegung und Integration der Ladeinfrastruktur unterstützt.

Einen Beitrag zur Energieeffizienz plant Chur Bus mit der Ladeinfrastruktur. Der Energiebedarf für das Laden der Batterien beträgt ungefähr 9'300 kWh. Im Traforaum entstehen während eines Ladevorgangs Energieverluste in der Grössenordnung von 550 kWh pro Tag. Ob diese Abwärme dereinst für das Busdepot oder andere Räumlichkeiten genutzt werden kann, soll das Projekt zeigen. Ausserdem soll eine PV-Anlage mit einer Speicherlösung den Stromverbrauch reduzieren und für eine gewisse Autarkie sorgen.

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