Mit Wasserstoff übers Wasser

Auf dem Vierwaldstättersee könnte mit der MS Saphir in einigen Jahren erstmals in der Schweiz ein grosses Fahrgastschiff im dichten Taktfahrplan ohne Ausstoss von Schadstoffen eingesetzt werden. Im Moment werden in einer Studie die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit des Umbaus geprüft.

Als «neues Juwel auf dem Vierwaldstättersee» begrüsste die Luzerner Regionalpresse die MS Saphir bei der Betriebsaufnahme vor 12 Jahren. Gelobt wurde unter anderem das moderne Cabriolet-Dach, das «je nach Witterung geöffnet oder geschlossen werden kann». Den Technikern fiel damals eher das innovative Energiesystem im Rumpf auf: Ein kombinierter Antrieb mit Diesel- und Elektromotoren, der den Treibstoffverbrauch im Vergleich zu einem reinen Dieselantrieb um rund einen Fünftel senkt.

Jetzt planen die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) und ihr Schwesterunternehmen Shiptec mit der MS Saphir den nächsten Innovationsschritt: die Umstellung der Energieversorgung auf eine Brennstoffzelle, unterstützt durch eine Batterie für kurzfristig notwendige Spitzenleistungen des Motors. «Zero-Emission-Saphir» heisst das Projekt. Die Machbarkeit eines emissionsfreien Antriebs in einem dichten Fahrplan wurde bereits im Jahr 2019 im Rahmen des Projektes «Helios» untersucht. Auf der Basis der damaligen Erkenntnisse wird momentan der Umbau des Schiffes geplant und die Wirtschaftlichkeit des Betriebs untersucht. Der für den Antrieb notwendige Wasserstoff soll «grün» sein, also mit Wasserkraft aus dem Reusstal produziert werden.

Die Investitionen werden auf rund 5,4 Millionen Franken geschätzt. Als Gegenwert versprechen die Initianten «einen absolut schadstofffreien Betrieb eines Personenschiffs auf einem Schweizer Binnensee». Noch ist es aber nicht so weit. Im laufenden Jahr werden in den Phasen «Initial-Design» und «Basic-Design» zuerst alle Grundlagen für den Umbau des Schiffes geklärt sowie anschliessend die konkrete Umsetzung geplant. Dazu gehören der Vergleich der CO2-Emissionen des heutigen und zukünftigen Antriebs und der Vergleich der Totalkosten beider Varianten. Ein Zwischenbericht, der Ende Jahr vorliegen soll, dient als Grundlage für den Entscheid, ob der bis Ende 2026 geplante Umbau des Schiffes weiterhin vom Programm ESöV unterstützt wird.

In Bezug auf mögliche CO2-Einsparungen blickt der Projektplan von «Zero-Emission-Saphir» über den Horizont dieses einen Schiffes hinaus. Eine emissionsfreie MS Saphir spart 75'000 Liter Diesel pro Jahr. Dies entspricht dem jährlichen Treibhaus- Ausstoss von 15 Personen in der Schweiz (CO2-Äquivalent). Würden dereinst alle 150 Kursschiffe auf den Schweizer-Seen schadstofffrei fahren, könnten die vom Personenverkehr in der Schweiz verursachten Treibhausemmissionen um 7 Prozent reduziert werden. Und die Passagiere an Bord müssten erst noch weniger Lärm und weniger Vibrationen der Dieselmotoren erdulden.

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