Elektro-Gelenkbusse bald mit grösserer Reichweite?

Täglich bis zu 350 Kilometer fährt heute ein Gelenkbus auf dem Netz des Busbetriebs Solothurn und Umgebung AG (BSU). Ohne Zwischenladungen erreichen elektrisch betriebene Gelenkbusse noch keine solchen Reichweiten. Zusammen mit dem Bellacher Busbauer «Carrosserie HESS AG» will der BSU jetzt herausfinden, wie die 18 Meter langen Busse energieoptimiert werden können. Das Resultat wird ein wichtiger Faktor sein beim geplanten Vollersatz aller Diesel-Gelenkbusse.

Vor bald 100 Jahren brachten die ersten Busse der Gesellschaft «Autokurs Solothurn-Wasseramt» Fahrgäste von Solothurn ins 10 Kilometer entfernte Recherswil. Heute heisst die Organisation «Busbetrieb Solothurn und Umgebung AG» (BSU) und ist verantwortlich für 12 Linien auf einem Streckennetz von 160 Kilometern. 47 Linienbusse fahren jährlich über 3 Millionen Kilometer und transportieren dabei mehr als 6 Millionen Menschen. Die erste Linie nach Recherswil ist die Linie 1 geblieben.

Auf dieser Linie 1 war während vielen Jahren der dieselbetriebene Gelenkbus Nr. 50 im Einsatz. Inzwischen hat das Fahrzeug die maximale Einsatzdauer erreicht und wurde ausser Betrieb genommen. Gemäss der Flottenstrategie des BSU werden die Gelenkbusse erst ab 2028 durch Elektrobusse ersetzt. Für das Fahrzeug Nr. 50 war als Ersatz ein Dieselhybridfahrzeug vorgesehen. Die Gelenkbusse legen auf dem BSU-Netz täglich bis zu 350 Kilometer zurück und sind das Rückgrat des öffentlichen Strassenverkehrs in der Region Solothurn. Vollelektrische Modelle haben beim heutigen Stand der Technik noch eine unzureichende Reichweite für den Einsatz auf den BSU-Linien.

Die Simulation im Projekt «Swiss eBus Plus» hat zwar bereits gezeigt, dass Elektrobusse dank neuen Fahrzeugkonzepten mehr als 250 Kilometer unterwegs sein können. Diese Erkenntnisse wollen der BSU und Bellacher Bushersteller Hess jetzt auf die langen Gelenkbusse übertragen. Diese stellen mit dem grossen Fahrgastraum, den vielen Türen und dem kaum isolierten Gelenkbalg zusätzliche Anforderungen an einen energieeffizienten Betrieb. In den kalten Wintermonaten wird bis zu 50 Prozent der Gesamtenergie fürs Heizen verwendet. Die Minimierung des Energieverbrauchs ist deshalb ein wesentlicher Schlüssel für die Alltagstauglichkeit von batteriebetriebenen Grossfahrzeugen.

Welche Reichweite ohne Nachladen möglich ist, wissen die Projektverantwortlichen noch nicht. Die Massnahmen zur Optimierung des Energieverbrauchs müssen von der Firma noch entwickelt, verfeinert und getestet werden. Ziel ist einerseits eine optimale Energieversorgung, andererseits soll der Nebenverbrauch des Fahrzeugs massiv reduziert werden. Untersucht oder umgesetzt werden zum Beispiel die folgenden Massnahmen:

  • Neuartige Batterien mit maximaler Energiedichte;
  • Optimierte Isolation des Wagenkastens (inkl. Verglasung);
  • Isolation für den Gelenkbalg;
  • Nutzen der Abwärme der Traktionsmotoren;
  • Türluftschleier bei den Ein- und Ausgängen;
  • Intelligentes Temperatur-Managementsystem.

Der Elektrobus ist als Prototyp im Bau und soll im Frühsommer bereit sein für erste Tests. Der Einsatz auf den BSU-Linien 1 und 4 ist ab November 2024 geplant. Das Fahrzeug wird anschliessend im Betrieb laufend optimiert und weiterentwickelt.

Der BSU verfolgt jedoch bereits ein langfristiges Ziel: Zusammen mit allen anderen fossil betriebenen Bussen sollen auch alle 19 Gelenkbusse schrittweise ersetzt werden. Mit dem Ziel, die ganze Busflotte bis in spätestens 12 Jahren auf Batteriebetrieb umstellen zu können – dank der grösseren Reichweite wenn möglich ohne Mehrbedarf an Fahrzeugen.

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