Technische Neuerungen im Schienengüterverkehr
Das Bundesamt für Verkehr (BAV), der Branchenverband Cargo Forum Schweiz und der Verband öffentlicher Verkehr sind der Überzeugung, dass für eine erfolgreiche Entwicklung des Schweizer Schienengüterverkehrs umfassende Innovationen zwingend notwendig sind. Sie haben dazu eine Strategie und Massnahmen zur Umsetzung von technischen Neuerungen im Schienengüterverkehr entwickelt und eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.

Der Bund kann gestützt auf das Gütertransportgesetz künftig technische Neuerungen im Schienengüterverkehr finanziell fördern, um eine effiziente und nachhaltige Entwicklung im Schweizer Schienengüterverkehr – insbesondere im Einzelwagenladungsverkehr – zu ermöglichen. Mit der gemeinsamen Absichtserklärung hat das BAV zusammen mit den Branchenverbänden die Schwerpunkte der Neuerungen festgelegt, die in den kommenden Jahren umzusetzen sind.
Die Unternehmen des Schienengüterverkehrs wollen bereits vorhandene technische Lösungen zur automatischen Kupplung und Bremsprobe sowie automatisierte Abläufe in der Nahzustellung in Pilot- und Testanwendungen besser nutzen und miteinander verknüpfen. Heute erfolgen in diesem Bereich noch sehr viele Arbeiten manuell, was arbeits- und kostenintensiv ist. Ziel ist, dass die Branche und der Bund gemeinsam dafür sorgen, dass die bestehenden technischen Neuerungen koordiniert, breit und standardisiert eingeführt werden. Nur wenn möglichst alle Akteure des Schienengüterverkehrs die technischen Neuerungen flächendeckend umsetzen, können die Produktionsabläufe schneller, effizienter und kostengünstiger werden. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass der Schienengüterverkehr den steigenden Anforderungen der verladenden Wirtschaft und der Logistik gerecht werden kann.
In der Absichtserklärung erklären die Beteiligten ihren Willen, die entsprechenden Investitionen zu tätigen sowie Regeln für einen fairen, transparenten und nicht diskriminierenden Zugang zu diesen Neuerungen zu erarbeiten. Das BAV unterstützt zudem die Zulassungsverfahren sowie die Weiterentwicklung der Regelwerke.
Dokumentation
Automation im Schienengüterverkehr
WASCOSA - Abschlussbericht elektrifizierter Güterwagen
Leitfaden Projektantrag technische Neuerungen im Schienengüterverkehr
20220228 Abschlussbericht SBBC Automation Pilot
Absichtserklärung Automatisierung im Schienengüterverkehr
Absichtserklärung Innovation im Güterverkehr Schiene
Digitale automatische Kupplung
Für einen zukunftsfähigen Schienengüterverkehr sind die Digitalisierung und der Einsatz neuer Technologien unabdingbar. Zentrales Element ist die digitale automatische Kupplung. Der Schienengüterverkehr wird dadurch flexibler, einfacher, zuverlässiger und kostengünstiger.

Zentrales Element bei der Digitalisierung des Schienengüterverkehrs ist die digitale automatische Kupplung (DAK). Diese bringt folgende Verbesserungen:
- Das Kuppeln der Fahrzeuge und ihrer Bremsluftleitungen erfolgt automatisch. Dies ersetzt den zeitaufwändigen manuellen Prozess des Kuppelns mit der Schraubenkupplung sowohl an den Anschlussgleisen als auch in den Formations- und Rangierbahnhöfen.
- Das Verfahren zur Zugsvorbereitung wird digitalisiert. Strom- und Datenleitungen ermöglichen digitale Funktionen für das Führen eines Zugs. So können in der Zugsvorbereitung die manuellen Dokumentations- und Prüfprozesse weitgehend ersetzt werden, die für eine sichere Abfahrt eines Güterzugs notwendig sind.
Das grösste Potenzial hat die DAK im Einzelwagenladungsverkehr (EWLV). Im EWLV werden täglich Tausende von Wagen via Anschlussgleise, Formationsbahnhöfe und Verladeanlagen rangiert. Mit der DAK können diese Abläufe automatisiert und beschleunigt werden. Ganzzüge profitieren vor allem von den digitalen Verfahren und Zeitersparnissen bei der Zugsvorbereitung.
Da viele Güterzüge grenzüberschreitend verkehren, ist bei der Umrüstung auf die DAK ein koordiniertes Vorgehen mit den Nachbarländern und der EU unabdingbar. Die Umrüstung der Güterwagen und Lokomotiven auf die DAK soll europaweit bis im Jahr 2030 erfolgen. Auf europäischer Ebene ist dazu das «European DAC Delivery Programme» (EDDP) ins Leben gerufen worden, um eine einheitliche Standard-DAK-Technologie bereitzustellen. Die Schweiz ist mit dem BAV und SBB Cargo in diesem Konsortium vertreten. Sie hat auf diese Weise die Möglichkeit, die eigenen Interessen einzubringen und Erfahrungen auszutauschen. So wurde z.B im September 2021 der von SBB Cargo eingesetzte «Scharfenberg»-Kupplungskopf als Norm für den gesamteuropäischen Einsatz ausgewählt.
Der Bundesrat schlägt vor, die Umrüstung des schweizerischen Rollmaterials mit einem einmaligen Investitionsbeitrag zu unterstützen. Dieser deckt rund 30 Prozent der Kosten ab und ist abhängig davon, wie lange die Wagen noch weiterverwendet werden. Je nach politischem Entscheid zur Weiterentwicklung des Schienengüterverkehrs in der Fläche sollen in der Schweiz zwischen rund 14’000 und 18'000 Wagen und 500 Lokomotiven mit der DAK ausgerüstet werden.
Zur Umrüstung der Güterzüge mit der DAK ist im September 2021 unter der Leitung des BAV das Projekt «Automatisierung im Schienengüterverkehr der Schweiz, beginnend mit der Migration zur digitalen, automatischen Kupplung» gestartet worden. Die Branche wurde über die Verbände einbezogen. In Koordination mit den europäischen Gremien wurde ein Ziel- und Migrationskonzept erarbeitet und publiziert (vgl. Bericht im Register «Dokumentation» unten).
Dokumentation
Links
- Bundesamt für Verkehr BAV Weiterentwicklung des Güterverkehrs: Bundesrat gibt zwei Varianten in Vernehmlassung
- Open European DAC Delivery Programme enabled by Europe's Rail - Europe's Rail (in englisch)
- DAC4 – Pilotprojekt zur Demonstration, Erprobung und Zulassung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) für den Schienengüterverkehr
- Mit der DAK in die Zukunft investieren | VAP - Verband der verladenden Wirtschaft
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