Die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT)

Die NEAT ist das wichtigste Instrument der schweizerischen Verlagerungspolitik: Drei Basistunnel bilden eine Flachbahn durch die Alpen und ermöglichen den energie-, kosten- und zeitsparenden Gütertransport.

Der Giruno fährt aus dem Portal des Gotthard-Basistunnels in Erstfeld.
Im Personenverkehr verkürzt die NEAT die Fahrzeit zwischen Nord und Süd deutlich.
© SBB

Die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) ist ein Jahrhundertwerk und seit 2020 in Betrieb. Mit drei Basistunnels durch die Alpen und dem Ausbau der Zufahrtsstrecken bringt sie den Norden und Süden der Schweiz und Europas enger zusammen. Im Personenverkehr verkürzt die NEAT die Fahrzeit zwischen Nord und Süd um bis zu eine Stunde. Im Güterverkehr stärkt die Flachbahn den umweltschonenden Schienentransport.

Elemente der NEAT

Die NEAT (Neue Eisenbahn-Alpentransversale) besteht aus drei Basistunnels und deren Zulaufstrecken. Diese queren die Alpen auf der Höhe des schweizerischen Mittellandes. Sie haben die Bergstrecken, die beträchtliche Höhenunterschiede aufweisen, als Hauptverkehrsachsen abgelöst.

Auf der Schweizerkarte sind auf den Achsen zwischen Basel und Brig bzw. dem Tessin die drei Basistunnel Lötschberg, Gotthard und Ceneri eingezeichnet.
Die NEAT besteht aus zwei Nord-Süd-Achsen: Die eine führt durch den Lötschberg, die andere durch den Gotthard.
© BAV

Lötschberg-Basistunnel

Der Lötschberg-Basistunnel ist 34 Kilometer lang und seit 2007 in Betrieb. Er führt vom Berner Oberland ins Wallis. Von dort führt die Strecke weiter durch den Simplon-Tunnel nach Norditalien. Der Bau dauerte acht Jahre, die Kosten beliefen sich auf rund 5,3 Milliarden Franken (heutige Kosten inkl. Zinsen und Mehrwertsteuer).

Der Lötschberg-Basistunnel wurde auf dem grössten Teil der Strecke – zwischen Ferden und Mitholz – zweiröhrig ausgebrochen. Um Kosten zu sparen, wurde der Tunnel aber vorerst nur auf einem Drittel der Strecke zweispurig fertig ausgebaut. Der Rest der ausgebrochenen zweiten Röhre dient als Rettungsstollen. 2019 hat das Parlament im Rahmen des Eisenbahn-Ausbauschritts 2035 beschlossen, auch den ausgebrochenen Teil der zweiten Röhre vollständig auszurüsten. 2024 hat das Parlament dies angepasst und den Vollausbau beschlossen.

Die Kosten hierfür betragen rund 0,9 Milliarden Franken. Der Lötschberg-Basistunnel hat die Reisezeiten zwischen wichtigen Destinationen in der Deutschschweiz und Zielen im Wallis und in Norditalien um bis zu eine Stunde verkürzt. Personenzüge verkehren im Stunden- und zu Spitzenzeiten im Halbstundentakt durch den Lötschberg-Basistunnel. Auch für den Güterverkehr ist er sehr wichtig: Pro Tag können bis zu 110 Güterzüge durch den Lötschberg-Basistunnel fahren.

Gotthard-Basistunnel

Der Gotthard-Basistunnel hat mit 57 Kilometern den Seikan-Tunnel in Japan (53,8 Kilometer Länge) als längsten Eisenbahntunnel der Welt abgelöst. Er ist mit bis zu 2300 Metern Felsüberdeckung auch der am tiefsten unter den Bergen liegende Tunnel der Welt. Der Gotthard-Basistunnel besteht aus zwei vollausgebauten, separaten Röhren und verkürzt gegenüber der Berglinie die Strecke zwischen den Kantonen Uri und Tessin um rund 30 Kilometer. Der Gotthard-Basistunnel ist seit Dezember 2016 in Betrieb. Pro Tag können ihn bis zu 260 Güterzüge nützen. Im Personenverkehr wird schrittweise der Halbstundentakt eingeführt. Die Kosten für den Gotthard-Basistunnel belaufen sich auf 12,2 Milliarden Franken (heutige Kosten inkl. Zinsen und Mehrwertsteuer). Die grosse Bedeutung des Gotthard-Basistunnels zeigte sich anlässlich der feierlichen Eröffnung am 1. Juni 2016, an welcher die Staats- bzw. Regierungschefs aller Nachbarländer, die EU-Verkehrskommissarin und der Gesamtbundesrat vertreten waren.

Ceneri-Basistunnel

Der 15,4 Kilometer lange Ceneri-Basistunnel im Tessin vervollständigt die Gotthard-Achse. Er kostete 3,6 Mil­liarden Franken (effektive Kosten inkl. Zinsen und Mehrwertsteuer) und wurde Ende 2020 in Betrieb genommen. Der Ceneri-Basistunnel besteht ebenfalls aus zwei vollausgebauten, separaten Röhren. Mit den Basistunnels durch Gotthard und Ceneri wird sich die Fahrzeit von Zürich nach Lugano um bis zu 45 Minuten verkürzen. Die Reise nach Mailand wird dank der NEAT mittelfristig rund eine Stunde schneller. Der Ceneri-Basistunnel macht zudem das regionale Bahn­netz im Tessin durch massiv kürzere Reisezeiten und bessere Ver­bindungen wesentlich attraktiver.

Ausbau der Zulaufstrecken

Damit die NEAT im alpenquerenden Güterverkehr ihre volle Wirkung entfalten kann, ist es unabdingbar, dass im Norden und im Süden der Schweiz leistungsfähige Zulaufstrecken existieren. Mit Deutschland («Vereinbarung von Lugano» 1996) und Italien (1999) hat die Schweiz in Staatsverträgen vereinbart, die Zulaufstrecken «Schritt haltend mit der Verkehrsnachfrage» auszubauen Diese Arbeiten sind im Gang und werden regelmässig in bilateralen Ausschüssen überprüft.

Deutschland hat inzwischen verschiedene Abschnitte der Rheintalbahn zwischen Karlsruhe und Basel auf vier Gleise ausgebaut. Zudem hat das deutsche Parlament den Vollausbau inklusive der dafür nötigen Finanzierung beschlossen. Diese Arbeiten werden gemäss aktuellen Prognosen aber erst nach 2040 abgeschlossen sein. Um mittelfristig die nötigen Kapazitäten für den Schienengüterverkehr auf den deutschen NEAT-Zulaufstrecken sicherzustellen, haben die Schweiz und Deutschland 2019 in Leipzig zusätzlich vereinbart, eine Reihe von kurzfristigen Überbrückungsmassnahmen zu treffen. Am 25. August 2021 haben die Schweiz und Deutschland ein neues Abkommen beschlossen und mit diesem die 1996 unterzeichnete «Vereinbarung von Lugano» weiterentwickelt.

Mit Italien haben zwei bilaterale Absichtserklärungen (2012 und 2023) ermöglicht, dass der Ausbau der italienischen Zufahrtsstrecken abgestimmt auf die NEAT erfolgt. Die Schweiz beteiligt sich in einzelnen Fällen finanziell am Ausbau der italienischen Bahninfrastruktur. Konkret ist das der Fall beim Ausbau des 4-Meter-Korridors auf der Luino-Linie und auf der Simplon-Linie. Für den Ausbau der Luino-Linie hat die Schweiz 133 Millionen Franken beigesteuert. Die Arbeiten wurden 2020 plangemäss und im vorgesehenen finanziellen Rahmen abgeschlossen. Für den Ausbau der Simplon-Linie wird sich die Schweiz mit 148 Millionen Franken beteiligen. Die Massnahmen sind in Arbeit und werden bis 2028 realisiert.

Mit Frankreich strebt die Schweiz ein Abkommen an, um als Ergänzung zur deutschen Rheintalstrecke eine leistungsfähige linksrheinische Güterverkehrslinie zu schaffen. Weiter setzt sich die Schweiz dafür ein, dass die Verbindungslinie zwischen den NEAT-Zubringerlinien in Deutschland und Frankreich (Karlsruhe - Wörth - Lauterbourg - Strassburg) bei Störungen auf den beiden Hauptachsen für Umleitungen genutzt werden kann.

Nördliche_NEAT_RGB_DE
© BAV
Südliche_NEAT_RGB_DE
© BAV

Geschichte

Das NEAT-Portal wird vom Schweizerischen Bundesarchiv betrieben.

Die NEAT ist ein wichtiges Stück Schweizer Geschichte. Wichtige Meilensteine waren die Abstimmungen von 1992 und 1998, in denen sich die Bevölkerung hinter die NEAT und die damit verbundene Finanzierung stellte.

Auf Empfehlung der parlamentarischen NEAT-Aufsichtsdelegation schuf der Bund 2016 ein Internetportal zur NEAT. Auf diesem sind Originalakten, Bilder, Filme sowie Tondokumente und viele weitere Informationen zur Geschichte und zur gesellschaftlichen Bedeutung der NEAT zu finden. Damit wird die Bedeutung der NEAT für unser Land gewürdigt.

https://www.bav.admin.ch/content/bav/de/home/verkehrsmittel/eisenbahn/bahninfrastruktur/ausbauprogramme/abgeschlossene-ausbauprogramme/neat.html