Güterzüge: Mehr Sicherheit dank internationaler Zusammenarbeit

Das BAV dehnt die Zusammenarbeit mit den ausländischen Aufsichtsbehörden aus, um die Sicherheit im Schienengüterverkehr weiter zu stärken. Nach Deutschland, Italien und Frankreich hat das Amt vor kurzem eine Kooperationsvereinbarung mit Belgien abgeschlossen. Die im letzten Jahr durchgeführten Kontrollen zeigen, dass die Transport- und Logistikbranche ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht hat. Dies gilt insbesondere für die Abläufe am Beginn der Transportkette, konkret bei den Verladeterminals.

BAV-Mitarbeitende kontrollieren einen Güterwagen.
BAV-Mitarbeitende stellen bei den Kontrollen der Güterwagen leider immer wieder technische und betriebliche Mängel fest.
© BAV

Für die Sicherheit im öffentlichen Verkehr und im Schienengüterverkehr sind gemäss Gesetz die betroffenen Unternehmen verantwortlich. Das bedeutet, dass sie rechtzeitig zweckmässige Massnahmen treffen müssen, um den sicheren Betrieb zu gewährleisten. Sie müssen die aktuellen rechtlichen Vorschriften befolgen, ihre internen Betriebsvorschriften bei Bedarf anpassen und das Personal ständig auf dem neuesten Stand halten. Als Sicherheitsaufsichtsbehörde überwacht das Bundesamt für Verkehr (BAV) risikoorientiert und mittels Stichproben, dass die Unternehmen ihre Verantwortung wahrnehmen. In diesem Rahmen hat das Amt im letzten Jahr rund 7000 Güterwagen von 400 Güterzügen unter die Lupe genommen.

Noch zu viele Mängel

Leider ist die Bilanz nicht erfreulich. Das BAV stellte zahlreiche technische und betriebliche Mängel fest. Am häufigsten wurden diese bei den Ladeeinheiten festgestellt: offene Abdeckungen, gerissene oder aufgeschnittene Planen, schlechte Ladesicherung usw. Die Kontrollen des BAV haben auch verschiedene Defekte etwa bei den Laufflächen der Räder, den Bremsen sowie beim Datenaustausch aufgedeckt. Wie üblich wurde für die Züge mit gravierenden Fehlern ein sofortiges Fahrverbot verhängt: Das heisst, sie durften erst weiterfahren, nachdem die Mängel behoben bzw. die betroffenen Waggons aus dem Zug ausgereiht worden waren.

Auf Grund dieser Entwicklung hat das BAV im Sommer 2019 eine interne Task Force eingesetzt, um Verbesserungspotenziale auszuloten. Eine der beschlossenen Massnahmen besteht darin, die internationale Zusammenarbeit weiter zu stärken.

70% im Transitverkehr

Das Amt ist auf eine gute Zusammenarbeit mit den ausländischen Aufsichtsbehörden angewiesen, da rund 70 Prozent der Güterzüge, die auf dem schweizerischen Schienennetz unterwegs sind, zum Transitverkehr zählen. Über die Partnerbehörden erhält das BAV im Ausland indirekt Zugang zu den betroffenen Akteuren (Halter des Wagens oder der Ladeeinheit, unterhaltsverantwortliche Stelle, Absender, Verlader, Eisenbahnverkehrsunternehmen, Infrastrukturbetreiber).

Die Ursachen für viele der festgestellten Mängel liegen bei ungenügenden Abläufen in Verladeterminals im Norden oder Süden der Alpen oder bei Zwischenstationen im Ausland. Die nötigen Sicherheitsabläufe und Kontrollen sollten dort erfolgen, damit die Züge sicher unterwegs sind, wenn sie in die Schweiz einfahren. Dafür ist es wichtig, dass die verschiedenen mitverantwortlichen Akteure vor Ort sensibilisiert werden und gleich handeln.

Verstärkte internationale Zusammenarbeit

Mit Deutschland hat das BAV bereits 2011 gemeinsame Güterzugskontrollen eingeführt. Das BAV und das deutsche Eisenbahn-Bundesamt (EBA) stehen in engem Kontakt, tauschen sicherheitsrelevante Informationen aus und leiten diese an die Akteure im Schienengüterverkehr in der Schweiz, bzw. in Deutschland weiter. Das BAV arbeitet auch seit längerem mit der italienischen ANSF (Agenzia Nazionale per la Sicurezza delle Ferrovie) und der französischen EPSF (Etablissement public de sécurité ferroviaire) zusammen.

Anfang 2020 hat das BAV mit der belgischen Aufsichtsbehörde SSCIF (Service de sécurité et d’interopérabilité des chemins de fer) eine weitere Zusammenarbeitsvereinbarung unterschrieben. Belgien ist ein wichtiger Partner: es liegt an einem der Ausgangspunkte des Nord-Süd-Güterverkehrskorridors und Antwerpen zählt zu den grössten Häfen Europas. Die beiden Behörden sind daran, die gemeinsamen Aktivitäten festzulegen. Vorgesehen sind vorerst eine gemeinsame Kontrolle, ein gezielter Informationsaustausch sowie ein jährliches Treffen.

Im laufenden Jahr plant das BAV eine weitere Sensibilisierung der Akteure im Güterverkehr über verschiedene Kanäle.

 

BAV-News Nr. 77 März 2020

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