Energieeffizienz: gemeinsames System von SBB, BLS und SOB zur Messung des effektiven Bahnstromverbrauchs

Derzeit rüsten SBB, BLS und SOB ihre Fahrzeugflotte mit einem einheitlichen Messsystem aus, das den tatsächlichen Energieverbrauch eines Zuges erfasst. Das ist ein wichtiger Schritt im Bestreben, im öffentlichen Personen- und im Schienengüterverkehr Anreize für den effizienten Umgang mit Energie zu schaffen. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat dieses Projekt in der Anfangsphase im Rahmen der Energiestrategie 2050 im öffentlichen Verkehr (ESöV 2050) finanziell unterstützt. Ausserdem verlangte es, dass die Unternehmen das Projekt gemeinsam entwickeln, sodass in der ganzen Schweiz ein einheitliches Messsystem zum Einsatz kommen kann.

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© Markus Wagner

Damit die Züge im Normalspurnetz fahren können, stellt ihnen SBB Infrastruktur Bahnstrom zur Verfügung. Dieser Bahnstrom wird pauschal abgerechnet, weil Systeme zur Bahnstrommessung auf dem Fahrzeug bislang fehlten und damit keine zählerbasierte Fakturierung möglich war. Dies ändert sich nun zunehmend: Die Projektträger hoffen, dass sich dank der breitflächigen Einführung des neuen Messgeräts die verbrauchsabhängige Abrechnung des Bahnstroms in der Schweiz bis 2019 mehrheitlich durchsetzen wird. Für die so ausgerüsteten Fahrzeuge wird nur die tatsächlich verbrauchte Strommenge in Rechnung gestellt. Das neue System setzt also Anreize für den möglichst effizienten Umgang mit Energie: Es schafft die Voraussetzungen für eine transparente Abrechnung nach dem Verursacherprinzip und fördert damit eine energiesparende Fahrweise. Ineffiziente Lokomotiven sollen die Eisenbahnverkehrsunternehmen weniger oder gar nicht mehr einsetzen.

Die Testfahrten mit dem neuen Strommessgerät zeigten auf, dass eine erhöhte Energieeffizienz weder Geschwindigkeitseinbussen verursacht noch die Pünktlichkeit beeinträchtigt. Im Gegenteil: Die präzisen Aufzeichnungen über den Verbrauch liefern wertvolle Hinweise zur Anpassung der Geschwindigkeitsprofile. Die Messdaten können somit für die Fahrunterstützung in Echtzeit herangezogen werden. Daher rührt die Idee, den Führerstand mit einer Anwendung auszustatten, die den Stromverbrauch des Zuges visualisiert und dem Lokpersonal auf diese Weise aufzeigt, wie es die Fahrweise optimieren kann, ohne dass der Fahrplan in Schieflage gerät. Das Energiemesssystem soll auch ein wichtiges Element in der Ausbildung der Lokführerinnen und Lokführer sein.

Das Projekt wurde im Jahr 2013 lanciert und erforderte Investitionen in Höhe von 20 Millionen Franken. Das BAV beteiligte sich mit einem Anschubbeitrag von zwei Millionen Franken. Die Entwicklung einer Lösung zur exakten Berechnung des Stromverbrauchs eines Zuges in Echtzeit steht in Einklang mit den Zielen der ESöV 2050: Das Projekt ist innovativ, und es ermöglicht mit der Messung des effektiven Stromverbrauchs das Erkennen von Energiesparpotenzialen und trägt somit zur Erhöhung der Energieeffizienz der Eisenbahnen bei.

Weil das BAV verlangte, dass die SBB, BLS und SOB zusammenarbeiten und ein einheitliches System für alle EVU entwickeln, wurden die Einführungs- und Installationskosten verringert. Das so entwickelte Energiemesssystem entspricht den internationalen Normen. Damit steigen die Chancen, dass es auch im Ausland gekauft und genutzt wird.

 

 

BAV-News Nr. 53 September 2017

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