NEAT-Zufahrten in den Nachbarländern: Ausbau kommt voran

Der Schwung, den die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels ausgelöst hat, wirkt sich auch in Deutschland und Italien positiv aus. Beide Länder haben im laufenden Jahr wichtige Schritte unternommen, damit der Ausbau der NEAT-Zulaufstrecken auf ihrem Territorium vorankommt. So hat etwa der Deutsche Bundestag am 2. Dezember 2016 beschlossen, dass die Eisenbahnlinien Karlsruhe-Basel (Rheintalbahn) und Stuttgart-Zürich (Gäubahn) prioritär sind. Italien schafft für 1,2 Milliarden bessere Bedingungen für den Schienengüterverkehr. Das BAV begrüsst diese Entwicklungen.

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Deutschland hat Anfang 2016 beschlossen, im Bundesverkehrswegeplan 2030 die Eisenbahnausbauprojekte einer neuerlichen Priorisierung zu unterziehen. Die Rheintalbahn, die wichtigste Zulaufstrecke der NEAT in Deutschland, und die Gäubahn sind im vordringlichen Bedarf bestätigt, respektive wieder aufgenommen worden. Nach dem jüngsten Entscheid des Deutschen Bundestags (Parlament) von Anfang Dezember erlangt der Plan nun Gesetzeskraft.

Der Bundesverkehrswegeplan 2030 stellt einen bedeutenden Schritt hin zum Ausbau der NEAT-Zulaufstrecken dar und zeigt, dass Deutschland seine Verpflichtungen gegenüber der Schweiz umsetzen will. Mit ihm können der durchgehende Vier-Spur-Ausbau der Bahnlinie zwischen Karlsruhe und Basel wie auch die Lärmschutz- und Umfahrungslösungen realisiert werden, welche mit Anwohnervertretern ausgehandelt wurden. Zur Finanzierung der ausgehandelten zusätzlichen Massnahmen bewilligte der Bundestag am 28. Januar 2016 einen Kredit von rund 1,5 Mia. Euro.

Damit die Güterverkehrskapazitäten bereits vor der Inbetriebnahme der beiden zusätzlichen Gleise auf der gesamten Rheintalbahn erhöht werden können, beauftragten Deutschland und die Schweiz externe Gutachter, Übergangslösungen zu prüfen und Vorschläge zu unterbreiten. Laut dieser Studie kann mit verschiedenen kleineren, rasch umsetzbaren Massnahmen sowie einem optimierten Fahrplan die tägliche Zahl der Güterzüge bis 2023 von 150 auf 200 erhöht werden. Bei den betrieblichen Massnahmen geht es um den Verzicht auf den Lokpersonalwechsel in Offenburg und eine Anpassung der Fahrzeitreserven im Fernverkehr. Mit den weiteren Ausbauten kann die Kapazität bis 2033 auf rund 270 Trassen erhöht werden. Weiter wurde vereinbart, dass eine Verdichtung des Angebots im Fernverkehr zeitlich hingeschoben wird, um die Kapazitäten im Güterverkehr zu sichern.

In Italien sind die Bauarbeiten in Gange

Italien hat drei Zulaufstrecken zur NEAT: die Strecken Chiasso-Mailand, Bellinzona-Luino sowie Brig-Domodossola. Die Arbeiten für die 2012 und 2014 bilateral vereinbarten Ausbaumassnahmen laufen derzeit auf allen drei Linien. Es handelt sich um Profilausbauten auf 4 Meter, neue Signalanlagen, neue Kreuzungsstellen, neue Doppel- und Vierspurabschnitte sowie weitere Massnahmen. Mit diesen können auf den italienischen NEAT-Zulaufstrecken längere, höhere und schwerere Züge geführt und der Verkehr kann verdichtet werden. Das BAV ist zuversichtlich, dass der vereinbarte Realisierungshorizont 2020 eingehalten wird.

Die Ausbaumassnahmen für den 4-Meter-Korridor auf der Luino-Strecke werden durch die Schweiz finanziert, die weiteren Ausbauten werden gemäss dem Territorialitätsprinzip realisiert. Rom hat angekündigt, vermehrt in den Schienengüterverkehr zu investieren. Italien hat einen Gesamtkredit von 1,2 Milliarden Euro verabschiedet, um die verschiedenen Schienengüterkorridore auf seinem Territorium zu verbessern und so den Anteil der Schiene im Güterverkehr bis 2020 auf 30% zu erhöhen.

Mit den in Deutschland und in Italien getroffenen Entscheiden stehen sowohl im Norden als auch im Süden genügend Kapazitäten für die kommenden Jahre zur Verfügung. Für den Vollausbau der Zulaufstrecken gelten keine fixen Jahreszahlen. Gemäss den Verträgen mit den beiden Ländern müssen die Zulaufstrecken "Schritt haltend mit der Verkehrsnachfrage" ausgebaut werden.

 

BAV-News Nr. 46 Dezember 2016

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Letzte Änderung 28.07.2022

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