Rangieren mit Batterien

Betriebssituationen ohne Fahrleitungsstrom, wie sie auch im Rangierverkehr vorkommen, stellen im Kontext der SBB-Klimastrategie eine besondere Herausforderung dar. Nun hat das Unternehmen untersucht, ob es technisch und finanziell realistisch ist, die elektrische Rangierlok Ee 922 mit einer Batterie zu bestücken. Dabei hat sich gezeigt: Aus technischer Sicht gibt es keine unüberwindbaren Hürden, die Kosten für die Umrüstung des Prototyps übersteigen die erwarteten Plankosten aber um ein Vielfaches.

Die Ee 922 ist eine elektrische Lok, die im Unterhalt und in der Bahnproduktion eingesetzt wird. Im Unterhalt verschiebt sie Rollmaterial, das sich in Industriewerken und Serviceanlagen befindet. In der Bahnproduktion wird sie für das Rangieren verwendet und sorgt dafür, dass Personenzüge in den Stosszeiten länger, ausserhalb dieser kürzer sind. Die Lok ist aus verschiedenen Gründen besonders gut dafür geeignet, mit Batterien ausgestattet zu werden.

So sind erstens die ca. 12-jährigen Fahrzeuge für Bahnverhältnisse noch jung, am Anfang ihrer Lebenszeit und auf dem Stand der Technik. Zweitens ist die Flotte mit 25 Fahrzeugen vergleichsweise gross. Drittens ist mit den Fahrzeugen eine Mehrfachtraktion möglich: Zwei hintereinandergeschaltete Fahrzeuge können deutlich schwerere Lasten bewegen – entsprechend flexibler könnte die umgebaute Lok eingesetzt werden. Und viertens bieten die Fahrzeuge genügend Bauraum für die Batterien und weitere Komponenten. Weil Triebzüge zunehmend klassische Wagenkompositionen ersetzen, wird die Ee 922 künftig über freie Kapazitäten verfügen; sie könnte also, fünftens, Dieselloks ersetzen ohne selbst ersetzt werden zu müssen.

Ursprünglich hatte die SBB einen Letzte-Meile-Betrieb angesteuert. In der Studienphase zeigte sich: Möglich wäre weit mehr, es könnten nicht nur kurze Strecken, sondern ganz- und mehrtägige Einsätze mit Strom aus Batterien bewältigt werden. Nun scheitert das Projekt, zumindest für den Moment, an den unerwartet hohen Kosten. Zumal auch Synergien zu diversen Schnittstellenprojekten die Umrüstung wirtschaftlich nicht rechtfertigen, hat die SBB entschieden, das Projekt einzustellen und den Fokus auf alternative Elektrifizierungsprojekte zu legen.

P-215 Kurzbeschrieb (PDF, 116 kB, 23.03.2022)

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