Was vor 10 Jahren Avantgarde war, ist im Schiffsneubau heute so gut wie Standard: Hybride Antriebssysteme, die einen Diesel- mit einem Elektromotor kombinieren. Die Pionierarbeit des Luzerner Schiffbauers Shiptec ist allerdings eine wichtige Grundlage für neuere Projekte, die auf eine vollständige Elektrifizierung oder einen Antrieb mit Hilfe von Wasserstoff setzen.

Bis zu 1100 Passagiere darf das Kurs- und Eventschiff Diamant gleichzeitig befördern, es legt dabei lange Strecken kreuz und quer über den Vierwaldstädtersee zurück. Das Schiff ist für hiesige Verhältnisse nicht nur recht gross, es beheimatet auch eine gut ausgestattete Bordküche, welche die Verköstigung von bis zu 400 Restaurantgästen möglich macht. Entsprechend gross ist auch der Energiebedarf, ein vollelektrischer Betrieb  wäre auch heute nicht realistisch. Die Konzeption des Hybridantriebs und die Effizienzmessungen wurden mit finanzieller Unterstützung des BAV durchgeführt.

Das Hybridschiff funktioniert ähnlich wie ein klassisches Hybridauto (ohne Stecker): Weil der Dieselmotor bei einem Hybridschiff kleiner dimensioniert ist, kann er in einem besseren Wirkungsgrad betrieben werden und läuft deshalb effizienter. Das Hybridschiff spart – je nach Art des Einsatzes – 14 bis 23 Prozent Treibstoff gegenüber einem klassischen Dieselmotorschiff. Interessantes Detail dazu: In der Planungsphase war man ursprünglich von einem Einsparpotenzial von 14 bis 17 Prozent ausgegangen. Dank zahlreicher, auch unerwarteter Feinjustierungsmöglichkeiten, die sich im Rahmen der im Betrieb folgenden Messkampagne gezeigt haben, wurden die Erwartungen deutlich übertroffen.

Auf Streckenabschnitten mit konstantem Tempo speist der Dieselmotor via Generator die Bordbatterie und versorgt auch gleich das Bordsystem, insbesondere die Küche. Fürs Bremsen und Beschleunigen sowie bei Manövern reicht die Leistung aus dem Dieselmotor nicht aus. In dem Fall springt der Elektromotor – der zuvor als Generator gearbeitet hat – ein, das Hybridschiff nutzt jetzt also zwei Motoren. Das Bordnetz zieht in dieser Situation seine Energie ebenfalls aus der Batterie. Zusätzlich sorgen zwei dieselbetriebene Spitzenlastgeneratoren dafür, dass auf dem Schiff auch bei grossen Events nie das Licht ausgeht.

Ein wichtiges Learning aus dem Projekt betrifft diese Spitzenlastgeneratoren: Im Einsatz hat sich dann gezeigt, dass diese deutlich grösser sind als nötig – während die Batterie eher knapp dimensioniert ist. Bei Schiffen, die Shiptec später gebaut hat, wurde dies entsprechend berücksichtigt.

P-050: Kurzbeschrieb

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