ESöV-Newsletter Juni 2019

Sehr geehrte Leserinnen und Leser

Die Besorgnis über den Klimawandel nimmt zu, und sie führt direkt zur Frage, wie der öV noch effizienter werden kann. In dieser allerersten Ausgabe des ESöV-Newsletters berichten wir über Züge, die schlafend Strom konsumieren. Wir zeigen, dass bei Bussen auch im Winter gar nicht so viel Wärme durch die Türen entweicht, wie man befürchten könnte, und wie man durch den Ersatz einer einzigen Komponente eines Triebzugs 7.5% Energie einsparen kann. Sie sehen: das Programm „Energiestrategie 2050 im öffentlichen Verkehr“, abgekürzt ESöV 2050, mag zwar einen etwas langen Namen haben – spannend ist es aber trotzdem.

Ich wünsche eine inspirierende Lektüre!

Tristan Chevroulet, Programmleitung

Wundermittel Trockentransformator

Eine einzige Komponente ersetzen, 7.5 % Energie sparen, die Umweltbelastung senken, diverse Risiken reduzieren und die Wartungskosten verkleinern? Was nach Märchen klingt, trägt in der Bahnwelt den etwas sperrigen Namen „Trockentransformator“.

Bisher galt: Traktionstransformatoren brauchen Öl, um die Wärme abzuführen, die bei der Umwandlung von Strom entsteht. Inzwischen sind leistungsfähige Transformatoren erhältlich, die weniger Wärme erzeugen und ohne Isolationsflüssigkeit auskommen. Damit können sie „trocken“ betrieben werden. Aufbauend auf einer Machbarkeitsstudie (Projekt 059) und einem Umsetzungskonzept (Projekt 079) haben die SBB 12 neue Flirt-Regionalzüge beschafft, in denen diese Technologie erstmals standardmässig zum Einsatz kommt. Sie sparen damit nicht nur Energie, sondern reduzieren auch die Umweltrisiken. Zudem wird das System einfacher, da Komponenten wie Ölpumpen und Leitungen entfallen. Dadurch sinkt der Wartungs- und Instandhaltungsaufwand, was sich positiv auf die Kosten und die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge auswirkt. Für zukünftige Rollmaterialbeschaffungen werden die SBB weiter auf Trockentransformatoren setzen.

Kurzbeschrieb Projekt 079

Über schlummernde und schnarchende Züge

Wenn nachts die Mehrheit der Fahrgäste zu Hause bleibt und schläft, dürfen auch die Personenzüge kurze Ruhestunden einlegen. Wer jedoch glaubt, schlafende Züge verbrauchten keinen Strom und würden die Nachtruhe nicht stören, der irrt.

Genau an diesen beiden Punkten hat die SBB mit ihrem «Energiesparpaket III» (Projekt 051) angesetzt: Sechs verschiedene Massnahmen nehmen abgestellte Züge in den Fokus. Sie versetzen Heizung und Klimatisierung, Druckluftkompressoren und andere Einrichtungen in den Schlummermodus und wecken sie erst dann, wenn es gemäss Fahrplan nötig ist. Damit sparen sie Strom in der Grössenordnung von 1000 Haushalten. Die Massnahmen gefallen auch den Anwohnerinnen und Anwohnern von Abstellgleisen, die nun geringeren Lärmemissionen ausgesetzt sind.

Kurzbeschrieb Projekt 051

Busse: Bescheidener Wärmeverlust via Türöffnungen im Winter

Eine auch unter Experten verbreitete These lautet: Es hat keinen Sinn, bei Linienbussen über eine bessere Wärmedämmung nachzudenken, da die allermeiste Energie via die häufigen Türöffnungen bei Halten verloren geht.

Die Hochschule Luzern konnte die These nun klar widerlegen (Projekt 098): Selbst bei sehr tiefen Aussentemperaturen beträgt der Wärmeverlust über die Türen nur 40 %, während gegen 60 % über die Fahrzeughülle verloren gehen. Deutlich geringer ist der Energieverlust über die Türen im Sommer bei gekühlten Fahrzeugen. Im Jahresmittel ist mit einem Verlust von ca. 10 bis 20 % via Türöffnungen zu rechnen.

Das Projekt macht klar, dass auch bei Linienbussen die Wärmedämmung relevant ist. Und wie gut wärmeisoliert sind Ihre Busse?

Kurzbeschrieb Projekt 098

Das Programm ESöV 2050 gewinnt an Tiefe und Breite

Der Aktivitätenbericht 2018 zum Programm ESöV 2050 ist soeben erschienen. Die Publikation zeigt klar, dass die Dynamik bei der Entwicklung von Massnahmen zur Senkung des Energieverbrauchsund zur Produktion erneuerbarer Energie ungebrochen ist. Seit der Lancierung des Programms im Jahr 2013 konnten 63 Projekte mit einem Gesamtvolumen von über 30 Mio. CHF ausgelöst werden. Allein im vergangenen Jahr kamen 15 neue Projekte dazu. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen bisher bei der Fahrzeugtechnik, beim energiesparenden Fahren und bei der Bahninfrastruktur.

Aktivitätenbericht 2018

Reichen Sie Ihre Projektideen ein!

Das Programm unterstützt Projekte, die einen innovativen Beitrag zur Energieeinsparung oder zur Energieproduktion leisten – unabhängig vom Transportmittel oder vom technischen Ansatz. Gesuche zur Förderung durch das Programm ESöV können bis am 30. Juni eingereicht werden. Sie werden anschliessend von einer Fachjury beurteilt.

Als Projektpartner profitieren Sie von einer finanziellen Förderung. In der Regel übernimmt der Bund 40% der anrechenbaren Kosten. Ferner erhalten Sie Zugang zu einem Kontaktnetzwerk und zu fachlichem Know-How.

Die Unterlagen für die Anmeldung und weitere Informationen finden Sie unter www.bav.admin.ch/energie2050.