Der Umstieg vom fossil betriebenen Auto auf öV, Elektroauto, Fahrrad und Fussverkehr spielt eine wichtige Rolle, um den Energieverbrauch und die Klimawirkung des Verkehrs zu vermindern. Die Hürden dazu sind aber hoch, wie das kürzlich abgeschlossene Projekt «Sorglos mobil» zeigt, denn Mobilitätsgewohnheiten zu durchbrechen ist nicht einfach.
Wenn es gelänge, Mobilitätsangebote einfach zugänglich zu machen und auf einer Plattform zu bündeln, müsste es doch eigentlich möglich sein, Kundinnen und Kunden für eine umweltfreundlichere Mobilität zu gewinnen. Mit dieser Idee im Kopf entwickelte PostAuto gemeinsam mit Zug Estates, Mobility und der Mobilitätsakademie im Rahmen des ESöV-Projektes P-165 das Produkt «Sorglos mobil», eine innovative und ganzheitliche «Mobility-as-a Service» (MaaS)-Lösung für Wohnareale. Die ökologische Vorzeigesiedlung «Suurstoffi» in Risch ZG diente als Reallabor, um das Angebot im überschaubaren Rahmen zu testen.
Im zwei Jahre dauernden Projekt konnten die rund 500 Haushalte der Siedlung ein Mobilitätsbundle erwerben. Damit hatten sie Zugriff auf 2 Elektroautos und 6 Leihvelos (E-Bikes und Lastenvelos) vor der Haustür, vergünstigte Tarife im öV und bei Publibike sowie Zugang zur Flotte von Mobility. In der ersten Projektphase wurde das Bundle zum Fixpreis angeboten, in der zweiten als «pay per use»-Modell. 16 Personen nutzten das Angebot und legten insgesamt 6701 Kilometer mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln zurück. Sie verbrauchten damit 3.5-mal weniger Energie und erzeugten 7-mal weniger CO2-Emissionen als die durchschnittliche Bewohnerschaft des Areals. Die positive Umweltwirkung konnte also klar bestätigt werden.
Der Zuspruch für das Angebot lag unter den Erwartungen. Teilweise lässt sich dies mit der Pandemie erklären, während der der öV und die geteilte Mobilität einen schweren Stand hatten. Ein ebenso wichtiger Grund dürfte aber im gewohnten Mobilitätsverhalten zu suchen sein. 84% der Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung besitzen ein eigenes Auto. Fast die Hälfte aller befragten Personen sehen keinen Grund oder keine Möglichkeit, ihre Autonutzung zu reduzieren. Entsprechend bewerteten sie das Angebot von Sorglos mobil auch als nicht bedürfnisgerecht. Das Interesse für die geteilte Mobilität vor der Haustüre (E-Autos, E-Bikes und Cargovelos) konnte bei Autobesitzerinnen und -besitzern auf dem Suurstoffi-Areal dennoch geweckt werden. Die Anwohnerinnen und Anwohner haben diese Angebote aber vor allem individuell genutzt und waren zurückhaltend beim Abschliessen von Abonnementen.
Insgesamt zeigt das Projekt, dass eine Bündelung von Mobilitätsangeboten bei Zielgruppen, die nicht ausschliesslich oder mehrheitlich mit dem Auto unterwegs sind, gut aufgenommen wird. Ein niederschwelliger Zugang und der Fokus auf die Freizeit senken die Hemmschwelle, sich auf das Angebot einzulassen. Wichtig wäre es auch, ein einfaches Komplettangebot via App zur Verfügung zu stellen, welches Suche, Buchung und Bezahlung kombiniert. Die Projektleitung kommt zum Schluss, dass dies erst möglich ist, wenn Datenaustausch-Standards bestehen, die die Datensicherheit gewährleisten und die Zusammenarbeit zwischen Mobilitätsakteuren erleichtern.